Dienstag, 27. September 2011

Was bisher geschah!!!

Der 1. Kontakt mit dem Tumor:
Am 29.06.2011 bin ich wegen akuter Kopfschmerzen (welche ich schon seit längerer Zeit in gewissen Abständen hatte) über die Notaufnahme ins Krankenhaus gekommen. Noch am selben Tag wurden bei mir ein CT und anschließend ein MRT vorgenommen.

Die Diagnose:
Am Nachmittag erhielt ich dann die schreckliche Nachricht, dass ich einen Tumor voraussichtlich Astrozytom Grad II habe ( Kontrastmittel wurde nicht im MRT- Bild vom Tumor aufgenommen- das veranlasste zur vorsichtigen positiven Annahme Grad II seitens des Neurologen). Die WELT brach zusammen, aber eigentlich stand ich doch neben mir und dachte: "Das ist keine Aufnahme von Dir!"

Medikamente:
-Cortison gegen die Flüssigkeitsablagerungen, die der Tumor verursacht hatte und die die Kopfschmerzen hervorriefen.(Cortison hat die Angewohnheit, den Körper etwas aufzuschwemmen-Mondgesicht, wenn man es länger nehmen muss.)
-im Bedarfsfall -Novaminsulfon (widerlich als Saft oder "Schnäppschen", wie er in der Klinik liebevoll genannt wurde).

 Die OP:
Ich entschloss mich ziemlich spontan zur OP für den 01.07.2011, da der Neurochirurg, der seit 01.06.11 ganz neu in der Klinik war, das Risiko der OP  auf 1:1000 (vermutlich: übliches OP-Risiko) bezifferte. Als ich mit meinem Mann über die OP sprach, klärten wir auch, was im schlimmsten Fall passieren sollte. Das war eine ziemlich krasse Erfahrung, aber wir haben endlich mal darüber gesprochen. Mit 36 denkt man über so was eigentlich noch nicht so oft nach. Der Gedanke daran, dass er dann mit den Kindern nach Hause gefahren ist und alleine in seiner Trauer zuhause war, hat mir fast das Herz umgedreht. Ich habe mir später immer vorgestellt, wie ich selbst damit umgegangen wäre. Bei der OP klappte alles komplikationslos und ohne irgendwelche Kahlrasur, so wie vorher versprochen. Natürlich sehr schön für eine eitle Frau. Ich war ein bisschen verlangsamt nach der OP. Das haben mir später alle Besucher erzählt. Die Kinder und mein Mann waren jeden Tag da- eine logistische Meisterleistung. Dann die histologische Meldung 4 Tage später, dass es sich wirklich um einen Grad II Tumor handelt, - zu schön um wahr zu sein. Von einer Reha hielt der Neurochirurg nicht viel. Er meinte, ich würde mich da langweilen. Ich fragte mich natürlich schon, woher er diese Annahme hätte. Er kannte mich ja nicht, aber eigentlich wollte ich ja auch nicht ohne Familie 3 Wochen weg. Ich war ja "gesund".

Die  Entlassung nach Hause
Nach nur einer Woche durfte ich dann wieder nach Hause- mit der Auflage 3 Monate kein Auto zu fahren und MRT-Kontrolltermin am 05.10.11 .Ich war noch sehr verwirrt und zerstreut. Auch erfährt man viele Dinge hinterher, die man im Krankenhaus nicht mitbekommen hat, aber das ist bei Gehirn-OPs wohl normal (Schutz des Hirns, wie mir meine Psychologin später erklärte). Ich war nur froh, dass ich keine epileptischen Anfälle hatte und ich erwartetet auch keine oder andere körperlichen Ausfälle nach der OP mehr.  Ich war zufrieden, hatte meine beiden kleinen Mäuse zuhause und da wollte ich auch unbedingt wieder hin. Die mußten ohne ihre Mama eine ganze Woche auskommen. Ich wußte, das ich mich auf meinen Mann verlassen kann und er sich liebevoll um mich kümmert und aufpasst, dass ich mich schone. So war es auch. Am Anfang konnte ich nicht mal die Kinder ins Bett bringen, sondern musste mich hinlegen und warten, bis sie im Bad fertig waren. Aber es wurde von Tag zu Tag besser. Auch spazieren gehen musste ich wieder üben...Ich hatte öfter spirituelle Gefühle, wahrscheinlich ist das so, wenn einem klar ist, wie viel Glück im Unglück man hatte.


Fäden ziehen nach 10 Tagen: 
Ich hatte keine Schmerzen und die Ärztin riet mir gleich, mir einen Hut zu kaufen, dann würde ich auch noch ein schönes Erlebnis haben. Ich hätte mir ehrlich gesagt, nie einen Hut gekauft, aber es war wirklich ein Erlebnis! Am coolsten war die kleine Wunde am Kopf.  Alle waren erstaunt, wie fein die Narbe aussieht. Kaum einer, der mich nicht kennt, hätte etwas bemerkt. Ich ging endlich mal zum Friseur. Jetzt liegen die Haare auf der Narbe. Mein Hausarzt schrieb mich die ersten 4 Wochen krank und freute sich, dass ich schon so gut drauf war. Bei der nächsten Verlängerung um 4 Wochen hatte ich schon ein schlechtes Gewissen. Ich freute mich schon wieder aufs Autofahren und konnte es mir auch gut vorstellen, da mir nicht mehr so wirr im Kopf war. Ich war voller Zuversicht -auch auf Arbeit ließ ich mich blicken  und habe Leckerlies für die Kollegen hinterlegt, die mir so viele Genesungswünsche zukommen ließen. Seit der OP esse ich übrigens überhaupt keine Schokolade mehr- das wäre früher undenkbar für mich gewesen. Vielleicht war der Tumor an einer Stelle im Geschmacksnerv für erhöhten Schokoladenkonsum zuständig? Wenn man mit so einer Sache krank geschrieben ist, recherchiert  man viel im Internet über die Ursache von Hirntumoren, vorher brauchte man das ja nicht- das war ganz weit weg.